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Was ist das eigentlich… Liebe?

Vor einigen Tagen habe ich bei swanted einen sehr inspirierenden und rührenden Text über das schleichende Ende einer Beziehung gelesen. Zumindest habe ich die Zeilen so interpretiert. Es ging in kurzen, fast philosophischen Zeilen darum, wie sich nach dem Alltag eine Gleichgültigkeit eingeschlichen hat. Am Ende hat Swantje gefragt, wie ihre Leser Liebe definieren. Das hat mich nicht nur dazu inspiriert, einen sehr ausführlichen Kommentar zu hinterlassen, sondern selbst auch ein paar Zeilen zu dem Thema aufzuschreiben.

leta-talk-liebeLiebe ist in meinen Augen nicht greifbar. Viel wichtiger ist jedoch, dass sie in 1.000 und mehr verschiedenen Formen auftreten kann. Wenn ich mir meine Eltern ansehe, dann sehe ich Liebe. Die beiden sind seit mehr als 30 Jahren miteinander verheiratet und noch immer so ekelhaft ineinander verliebt, dass man meinen könnte, es wäre alles noch frisch. Eine Aufmerksamkeit hier, ein liebes Wort, Kosenamen, eine flüchtige Berührung. Und das, obwohl mein Vater vorher schon einmal verlobt war (sie ist mit dem Tennislehrer durchgebrannt. Ich dachte, so etwas gäbe es nur im Film) und meine Mum sich eine ganze Zeit lang vor ihm versteckt hat… Dann, an einem Abend vor so fast 40 Jahren hat es meinem Vater dann gereicht, er wollte sie endlich für sich erobern. Es gab damals drei Diskotheken. Mein Vater hatte gehört, dass meine Mutter in Disko Nr. 1 sein sollte und fuhr dort hin. Als er dort eintraf, hatte sie aber entschieden, dass die Party lahm war und ist zur 2. Disko weiter gezogen. Mein Vater also hinterher. Doch auch in Disko Nr. 2 hatte es meine Mutter nur kurz ausgehalten. Nachdem sie auch in Disko Nr. 3 nicht zu finden war, fuhr mein Vater frustriert zurück zu Disko Nr. 1 um dort wenigstens noch den Rest des Abends irgendwie mit seinen Freunden zu verbringen. Als ob es Schicksal gewesen wäre, stand meine Mutter gerade im Eingang um ebenfalls wieder in Disko Nr. 1 zu feiern. Der Rest ist Geschichte.

Auch meine Großeltern, die vor ein paar Jahren ihre Goldene Hochzeit (50 Jahre) gefeiert haben, lieben sich noch immer. Auch wenn ihre Liebe eine andere ist, als die meiner Eltern. Stur und starrsinnig sind sie beide und manchmal denke ich, sie sollten sich scheiden lassen, wenn sie so miteinander reden. Im nächsten Moment wird aber wieder gelacht und am Ende laufen sie Händchen haltend durch die Stadt. Kennengelernt haben sie sich auf einem Silvesterball (oh Gott, warum gibt es so etwas nicht mehr?!) und meine Oma wollte absolut nicht mit meinem Opa tanzen. Und das, obwohl er damals ein echt hübscher Kerl war. Letztendlich wurde sie von ihrem Vater dazu gezwungen. Zu allem Überfluss  lud der meinen Opa dann auch noch am nächsten Tag zum Essen ein. Mein Opa ist also morgens in der Früh losgestapft um im tiefsten Schnee die 10km zwischen ihm und dem Haus meiner Oma zu laufen. Er wollte unbedingt pünktlich sein.

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Solche Geschichten gibt es heutzutage nicht mehr. Oder zumindest kenne ich niemanden, der solche Geschichten erlebt hat. Trotzdem, wer so bedingungslose Liebe vorgelebt bekommt wie ich, ist irgendwie ein verwöhntes Kind. Ihr könnt euch nicht vorstellen, was für verquere Vorstellungen ich hatte, wie Liebe sein muss. Wie es sich anfühlen soll. In Zeiten von Tinder, Freundschaften Plus und „Mingles“ habe ich mich wie eine verlorene Cinderella gefühlt. Und dann kam er. Oh, ihr braucht euch keine Hoffnungen zu machen, jetzt kommt keine romantische Liebesgeschichte. Es ist nämlich… kompliziert. Er ist ganz anders als ich, kommt aus einer Familie in der es mit der Liebe nicht so rosig aussah. Wir haben uns ganz bestimmt nicht gesucht. Gefunden haben wir uns aber trotzdem. Und haben dann ewig gebraucht, es auf die Kette zu bekommen. Zwei Mal haben wir uns getrennt. Nicht, weil einer Mist gebaut hat oder sich die Gefühle geändert haben. Sondern weil Er nie so richtig gelernt hat, wie das mit Liebe und Beziehungen funktioniert. Zwei Mal haben wir uns wieder zusammengerauft und es war jedes Mal besser als zuvor. Und jetzt? Ja, jetzt kann ich euch erzählen, was Liebe tatsächlich für mich bedeutet.

dsc_0305Liebe muss nicht jeden Tag aufregend sein. Dieses Kribbeln, die Hormone, das alles geht vorbei. Was bleibt ist eine Verbundenheit, die keine Worte braucht. Und eigentlich auch keine Taten. Worum es geht, sind Gesten. Blicke. Kleine Berührungen. Ich muss nicht jede Nacht eng angekuschelt sein. Es reicht mir, wenn ich ihn neben mir Atmen höre. Ich muss auf einer Party nicht Arm in Arm stehen. Viel wichtiger ist eine Berührung im Vorbeigehen. Ein kleines Zeichen des „Ich freue mich, dass du dich amüsierst, ich bin noch hier, aber ich lasse dir deinen Freiraum“. Ah, da ist es. Das wichtige Wort mit dem alles steht und fällt. Freiraum. Es stört mich nicht, wenn wir getrennt voneinander schlafen. Wenn wir mal einen oder zwei Tage nichts von einander hören, weil ich mit meinen Mädels in London oder er mit seinen Jungs im Proberaum hängt. Ich genieße diese Zeit sehr, weil wir viele neue Eindrücke zum Teilen haben, wenn wir uns dann wieder sehen. Ich kann mich für sein Hobby begeistern, er unterstützt mich in meinem. Und wenn es nur damit ist, dass er nicht rummault, wenn ich mal wieder zwei Tage mit Fotoshootings zugeplant habe und nur Abends nach Hause komme. Dann geht es auf die Couch. Gemeinsam. Die Planung des Abendessens hat die Planung heißer Dates abgelöst. Aber das ist okay. Es hat nämlich nichts damit zu tun, dass wir selbstverständlich geworden sind. Eigentlich bedeutet es viel mehr, dass wir unsere Mitte gefunden haben. Natürlich unternehmen wir auch Dinge gemeinsam. Am sogenannten „Chaos Samstag“ zum Beispiel. Dieser Tag ist der einzige, an dem keiner von uns Termine hat. Warum der Tag „Chaos Samstag“ heißt? Ganz einfach… Der Tag zeichnet sich dadurch aus, dass wir morgens aufstehen um Brötchen zu holen, irgendwann Abends wieder nach Hause kommen und alles außer Brötchen hatten. Manchmal fahren wir spontan nach Holland oder in eine andere Stadt in NRW. Manchmal zocken wir aber auch den ganzen Tag gemeinsam. Manchmal sitzt er am Klavier, ich am PC. Zusammen allein sein, aber niemals einsam.

Das ist es… Das ist Liebe.

Habt ihr auch eine Definition von Liebe? Glaubt ihr an die Liebe auf den ersten Blick? Haltet ihr Liebe generell für Quatsch? Erzählt mir gerne etwas über eure Gedanken und Vorstellungen zu diesem Thema.

11 Kommentare zu „Was ist das eigentlich… Liebe?

  1. Liebe auf den erstes Blick, schon möglich. Ich habe meinen Freund damals auf einer Geburtstagsfeier von einem Bekannten gesehen. Wir haben nichts gesagt außer Hallo. Danach hatten wir fast 3 Monate gar keinen Kontakt zu einander. Da der Freund meiner Schwester ein Freund von meinem jetzigen Liebsten ist, haben sie geschaut, dass ich ihm im Januar zum Geburtstag gratuliere. Ich war noch in einer Beziehung, 7 Jahre lang war ich in einer Horrorbeziehung aus der ich es nicht geschafft habe. Erst als ich eine zeitlang mit meinem jetzigen Freund geschrieben habe wurde mir vieles klar. Ich konnte mich direkt bei ihm ausheulen und über alles mit ihm reden. Ich habe meine Horrorbeziehung beendet und mich ziemlich schnell auf meinen jetzigen Freund eingelassen. Er ist wie ein Seelenverwander für mich, so viele Dinge haben wir gemeinsam, wir verstehen uns ohne Worte, sagen so oft das gleiche… Es war die beste Entscheidung meines Lebens. So etwas wie jetzt habe ich noch nie gespürt.
    Liebe Grüße und Frohe Weihnachten Michelle von beautifulfairy

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  2. Liebe ist…wenn man auch in den größten Krisen zusammen hält und für einander da ist. Ich weiß, dass ich mich auf meinen Mann verlassen kann, wenn es wirklich darauf ankommt und Streitigkeiten gehören dazu,

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  3. Huhu.

    Wunderschön geschrieben und süße Bilder 😉
    30 Jahre lang, möchte ich auch gerne mit meinem Schatz zusammen bleiben „na ja und darüber hinaus“ 😉

    Alles liebe

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    1. Das ist eine wunderbare Einstellung! In der heutigen Zeit, da mehr weggeworfen als repariert wird, ist es immer wieder schön zu hören, dass Menschen sich noch so füreinander entscheiden! Ich wünsche euch alles Glück dabei!

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  4. Ein super Post. Sehr schönes Thema gerade zu Weihnachten. Ich glaube auf jeden Fall an die Liebe. Ich glaube aber auch, dass für jeden Liebe etwas anderes ist und bedeutet. Ich z.B. glaube auf jeden Fall an die Liebe des Lebens. 🙂 In diesem Sinne frohe und besinnliche Weihnachtstage mit euren Lieben.

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  5. Wow, da greifst Du aber ein schwieriges, komplexes und zugleich wundervolles Thema auf. Liebe ist wirklich schwierig in Worte zu fassen. Ich bin momentan so verliebt, dass ich mein Glück am liebsten in die Welt hinausschreien würde und kann dieses Gefühl nur jedem anderen wünschen 😉
    Lieben Gruß und schöne Weihnachtstage
    Hannah von http://justlikehannah.de/

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